Ingrid Bach: Small World
„Wenn ich nicht weiter weiß, fang ich mit den einfachen Dingen
des Lebens an, z.B. mit einem Stück Käse.” Büchner's Leonce
Meiner letzten Arbeit, einer Wandinstallation von verschiedenen Papier-Objekten, liegt folgender Gedankengang zugrunde:
Ihr Ausgangspunkt ist die Reizüberflutung im Medienzeitalter, die Bilder und Informationen in einen immer schnelleren Ablauf versetzt und dadurch die Zeit so beschleunigt, daß sie immer knapper, die Augen immer blinder und das Gehör immer tauber wird, und wir nur noch von einem Event zu nähsten hetzen. Diese Leistung, der Versuch, auf dem Laufenden zu bleiben, wenigstens halbwegs den verschwindenden Dingen nachzujagen, ist es, was uns erfolgreich, schön und glücklich machen soll, das Gefühl, immer beschäftigt, immer auf der Höhe zu sein. Dieser vergeblichen Hetzjagd setze ich meinen unmöglichen Wunsch einer Rettung des Flüchtigsten entgegen.
Das Mittel: die Verfremdung (der Kunst durch die Kunst: Entkunstung), denn der kreative Prozeß der Phantasie ist ein Prozeß der Vernichtung oder Entwirklichung des Objektivitätsprinzips der Tatsachen. Durch den kontemplativen Abstand, den ich durch das langsame, zeitaufwendige Anfertigen meiner Objekte gewinne - denn mit Büchners Leonce kann ich sagen, daß „ich die entsetzliche Arbeit (habe), nichts zu tun”, also nichts im Sinne einer nützlichen und produktiven Tätigkeit – durchbreche ich die Kette des vernünftigen Ablaufs und es entsteht vor mir eine andere Welt oder Dimension, in der ich mich und die Welt bzw „meine Welt”, also das, was nach bewußter und äußerster Reduktion vom Außen übrigbleibt, die Dinge um mich herum, befreien kann von dem Fluch, nützlich sein zu müssen, vom Zwang, zu etwas dienen oder etwas leisten zu müssen. ...
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